Der Römerbrief von A bis Z
Der Römerbrief. Alles drin
Der Römerbrief. Alles drin?
Arend Hoyer ,
Dieser Titel ist Programm: Alles, was es über den christlichen Glauben zu sagen gibt, steht in diesem Brief. Nach über einem Jahr Predigtarbeit stimmt diese Aussage in meinen Augen, wenn man sich für die Aktualität des christlichen Glaubens interessiert.
In den ersten beiden Kapiteln wird 'gnadenlos' alle (auch wohlmeindend 'christliche') Ansätze zu Lösung der grossen Probleme unseres Zeitalters dekonstruiert: Ohne Gottes Hilfe geht's schlicht nicht. Der Mensch ist schlicht mit ihnen überfordert. Sie wachsen ihm über den Kopf.
in den Kapiteln 3 bis 8 wird ein neuer Ansatz zur Lösung skizziert: Vertrauen in Gott und nicht in starke Persönlichkeiten, Ideologien, Modererscheinungen etc. heisst, eigene Begabungen, angeeignetes Wissen und erworbene Kompetenzen und Fähigkeiten in den Dienst der Überwindung von lebensfeindlichen Grenzziehungen aller Art (Stichwort: Auferstehung der Toten) zu stellen und sich hierfür mit anderen aus allen Gesellschaftsschichten zu vernetzen. Hierfür stehen die Kapitel 12 bis 15 mit ihren praxisorientierten Ansätzen zu Konfliktlösungen, die gezielt die Ausgrenzung von Andersdenkenden überwinden helfen. Dabei werden Themen wie der Umgang mit Behörden, Staatschutz und Minoritäten ebenso wenig ausgeblendet wie die Frage pro und contra Fleischkonsum und der dabei praktizierten gegenseitigen Diskriminierung.
In den Kapiteln 9 bis 11 steht die Auseinandersetzung mit dem schon zu seiner Zeit getrübten Verhältnis der Christusgemeinde zum Volk Israel. Der Römerbrief enthält die frühsten Anzeichen eines Konflikts, der uns bis heute in Atem hält und zu den dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte gehört. Das Stichwort Antisemitismus genügt, uns die jahrhundertalte Leidengeschichte des jüdischen Volkes in Erinnerung zu rufen. Paulus beeindruckt durch seine emotionale Beteiligung, die uns ermöglicht, uns 'mit ihm zusammen' über den jetzigen Zustand Israels zu sorgen und über die Art und Weise, wie Regierung und Militär den Gaza-Krieg dabei ist, sich moralisch zugrundezurichten.
in den Abschlusskapiteln würdigt Paulus prominent die Frauen, mit denen er besonders eng zusammenarbeit, von denen er sogar eine als Apostelin bezeichnet, eine Kollegin also!
Fazit?
Paulus ist spannend zu lesen... aber auch schwer! Zweitausend Jahre liegen zwischen dem Römerbrief und uns und u.a. auch zahlreiche Übersetzungen aus dem Griechischen, die je ihre Spuren hinterlassen haben.
Wer sich für Paulus und seine Briefe Zeit nimmt, entdeckt den frühesten christlichen 'Influencer' überhaupt, der an Aktualität nichts eingebüsst hat.
Die letzten Predigten zum Römerbrief: 1. und 29. Juni, 13. und 20. Juli.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Mit freundlichen Grüssen
Arend Hoyer